Richtig, meine Freunde, da war nicht nur was, da IST immer noch was, und zwar im vollen Gange.
Unterwegs zu einem neuen Fotomotiv sah ich die Chance, etwas festzuhalten und schwenkte blitzartig um.

Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen von Stuttgart, seinem großen Bahnhof und den umwälzenden Veränderungen, die S 21 mit sich bringt.

Unsere schöne Stadt in Kessellage wird seit jeher durchschnitten von Bahnlinien, die in unserem Kessel enden wie in einem Kochtopf.
Damit lebte man viele Jahre, genauer gesagt seit rund hundert Jahren, seit am 23. Oktober 1922 der sogenannte Bonatz-Bau eingeweiht wurde - unser heutiger Bahnhof mit 24stündigem Dauerlärm auf 21 Gleisen im Kopfbahnhof. Da manche vielleicht nicht wissen, was das bedeutet - jeder Zug, der keine eigenen Triebköpfe besitzt oder einen Steuerwagen, muß mit einer separaten Lok entweder in den Bahnhof geschleppt oder herausgezogen werden.
Seit 100 Jahren quälen sich unzählige Züge täglich auf unzähligen Gleisen durch eine schmale Furt, die zu allem Überfluß noch an einen großen Güterbahnhof angeschlossen ist.

Die Geschichte von Stuttgart 21 brauche ich niemandem zu erzählen, sie trabt seit 27 Jahren durch die Weltpresse und findet gerne jede Menge Spötter und Unkenrufer.

Hier möchte ich euch gerne zeigen, wie unsere Stadt unmittelbar am Bahngelände aussieht und was wir zu erwarten haben, wenn dieses Großprojekt beendet ist - eine wunderbare Stadt, eine grüne Lunge, die sich über viele Kilometer durch die gesamte Innenstadt zieht, im Schloßpark beginnt, die Wilhelma einschließt und auf dem Killesberg endet.
Ein phantastischer Park, über den viele andere Städte uns beneiden und der sich bei guter Planung an tolle Wohngebiete anschließen wird

Man sollte es kaum glauben - dieses kleine Paradies innerhalb einer Großstadt grenzt unmittelbar an den alten Bahnhof

Das sind Teile der Mammutbaustelle Stuttgart 21. Das Problem Stuttgarts ist die Tatsache, daß unsere Stadt die mineralwasserreichste Europas ist gleich nach Budapest.
Wer einen Finger in der Stadtmitte in den Boden steckt, darf nicht überrascht sein, wenn er nass wird und es beim Herausziehen einen Springbrunnen gibt ;-)
Natürlich ist das ein kleiner Scherz, aber diese hochgelegenen Wasserlagen mitten in der Stadt stellen die Erbauer des neuen Bahnhofs vor unglaubliche Probleme.
Halb Stuttgart ist durchzogen von Rohrleitungen, die das kostbare Grundwasser abpumpen und sichern, der gesamte unterirdische Bahnhof schwimmt gewissermassen auf einer gigantischen Schale

Das mittlere Bild zeigt das Problem, das sogar die Stuttgarter Haute Volée hat - auch die Besitzer einer 20 Millionen Euro teuren Penthousesuite im nobelsten Stuttgarter Wohnturm kommen in den geräuschvollen Genuß des Schienenverkehrs

Aber - wir wollen nicht meckern, es geht voran. Eine neue Brücke wurde gebaut und steht unmittelbar vor ihrer Einweihung - ihre Vorgängerin hatte es schwer genug mit der Unzahl von Zügen. Wir werfen einen kleinen Blick auf unseren idyllischen "Bach", Neckar genannt

Und auch hier reicht der Steinwurf eines kräftigen Mannes, um Ruhe pur zu erleben und Historie

Wir machen noch mal eine kleine Stippvisite bei unserem Flüssle und seiner Idylle. Verkehr und Betriebsamkeit allerorten

So langsam werde ich hungrig. Da war doch was? ein wunderbarer Biergarten direkt beim Hbf? - na dann - Vollgas

Und da der Krustenbraten mitsamt Sößle wunderbar geschmeckt hat, werde ich ihn gleich wieder abtrainieren bei einem Gang durch die volle Stadt

Es ist immer leicht, Salz und Pfeffer zu verwechseln und Dinge zusammenzuwerfen, die nicht zusammengehören.

Die Bahnstrecke Stuttgart - Ulm/München beispielsweise, die gerne bei den Kosten für S21 genannt wird aber völlig separat gesehen werden muß.

Woher ich das weiß?
Einer meiner guten Kunden war Lokführer bei besagtem Unternehmen und der nahm mich hin und wieder im Führerstand einer Lokomotive mit.
So durfte ich schon mal einen ICE auf der Schnellfahrtrasse Stuttgart - Frankfurt "steuern" wobei es genaugenommen überhaupt nichts zu steuern gibt, das deutsche INDUSI - System und sein hochmoderner Nachfolger erlauben eigentlich keine Fehler.
Lok und Trasse verständigen sich untereinander, die Lok erwartet im 10Sekundenrythmus eine Reaktion des Lokführers, sonst leitet sie eine automatische Vollbremsung ein.
Und natürlich durfte ich an Bord einer legendären E 103 schon mal einen TEE - Zug im Herbst am Albaufstieg mitbefahren, und weiß seitdem, was es bedeutet, wenn eine Lok schleudert.
Langer Rede kurzer Sinn - die Erneuerung dieser künftigen Schnellfahrtrasse ist längst überfällig und in Kürze ist die Neubefahrung möglich.
Anbei zwei Bilder in der frühmorgendlichen Hitze eines Augusttages gemacht